Mittwoch, 5. August 2015

Über Schreibblockaden, Schreibzwänge und arbeitslose Autoren


Hallo zusammen :)

Mein letzter Post ist jetzt gut zwei Wochen her. gerne würde ich eine kreative Phase vorschieben: Ich habe leider die letzten zwei Wochen jede freie Minute an meinem Manuskript gearbeitet, hatte keine Zeit... Das wäre gelogen. In Wirklichkeit wohl muss ich mir eingestehen, dass ich eine Schreibblockade habe.

Als ich meinen Blog begonnen habe, dachte ich mir: Super, dann hast du was zu tun, wenn du mal eine Schreibblockade hast und beim Manuskript nicht weiterkommst. Falsch. Meine Schreibblockade erstreckt sich auch übers Bloggen und generell irgendwie über meinen ganzen Alltag.
Mir fehlen weder Zeit noch Ideen. Ich habe derzeit drei Manuskripte in Arbeit und bei allen drein habe ich mehr als genug Ideen. Immer wieder sitze ich davor und will eigentlich schreiben. Aus Langeweile und Verzweiflung habe ich sogar den Begriff "Schreibblockade" gegoogelt. Ich habe nicht damit gerechnet, wirklich etwas zu finden. "Schreibblockaden", dachte ich mir. "So ein Blödsinn. Damit beschäftigt sich doch keiner wirklich." Die Wahrheit ist jedoch, dass es sogar richtige psychologische Studien gibt, die sich damit befassen. Laut Wikipedia gibt es verschiedene Erscheinungsformen:

  1. Es fällt schwer einen Textanfang zu finden.
  2. Der Text wird zwar geplant, es gelingt aber nicht ihn zu schreiben.
  3. Der Schreibprozess wird – oft mehrfach – unterbrochen und häufig auch ganz abgebrochen.
  4. Die Ideen und/oder die Formulierungen bleiben aus.
  5. Das Schreiben wird als qualvoll empfunden. Häufig treten schon beim Gedanken an die Anfertigung der Arbeit oder beim Anblick des Bildschirms körperliche Symptome wie Unwohlsein oder Nervosität auf, und es werden Vermeidungshandlungen wie Aufräumen, Putzen etc. ausgeführt.
  6. Passagen aus fremden Texten werden nicht in eigenen Worten wiedergegeben, sondern es wird wörtlich zitiert. Der eigene Text wird dadurch zu umfangreich und es entstehen Brüche. Beides führt häufig zum Abbruch.

Nummer 2 kann ich gleich streichen. Ich habe Zeit ohne Ende, so viel wie noch nie. Und das habe ich mir auch gesagt: "Diesen Sommer wirst du schreiben, du wirst so viel zeit haben, wie nie wieder in deinem Leben." Dabei habe ich seit meinem mündlichen Abitur kaum zwei Kapitel zustande gebracht. Ich, ein Mensch, der dafür bewundert wird, dass er augenscheinlich immer und überall schreiben kann, der sich selbst dafür bewundert, bis spät in die Nacht schreiben zu können und sich gern auch mal selbst damit rühmt, dass er ganze Bücher in wenigen Wochen schreiben kann. Ich unterbreche den Schreibprozess, ja, das tue ich, obwohl ich es mir nicht eingestehen will. Ideen habe ich zu Hauf, auch Formulierungen fehlen mir. Ich entnehme keine Passagen aus fremden Texten, davon versuche ich generell mich fernzuhalten.
Bleiben Nummer fünf und Nummer eins. Vielleicht fällt es mir schwer, einen Textanfang zu finden. Nicht selten bleibe ich am Kapitelanfang hängen. Manchmal jedoch schreibe ich die Hälfte eines Kapitels und weiß nicht mehr weiter. Bei zwei von drei Beispielen ist das der Fall. Bleibt Nummer 5...
Das Schreiben als qualvoll empfinden? Ich? Niemals. Und trotzdem klappt es nicht. Trotzdem gelingt es mir nicht, die Fortsetzungen zu fertigen, die meine Freunde und Leser fordern. 

Die Ursachen laut Wikipedia:

  1. Fehlende oder unzureichende Konzepte.
  2. Der Anspruch, sofort einen fehlerfreien, perfekten Text schreiben zu müssen.
  3. Komplexe, aus mehreren „Erzählsträngen“ bestehende und daher schwer überschaubare Struktur der zu schreibenden Texte.
  4. Ein „Zuviel“ an zu verschriftlichendem Material oder Unordnung desselben.
  5. Eine unzureichende oder falsche Vorstellung von einem künftigen Leser, insbesondere die Angst vor einem überaus kritischen Leser, zum Beispiel vor dem Professor, der eine Haus- oder Examensarbeit beurteilen wird.
  6. [...] Psychische Probleme, insbesondere Depression oder bipolare Störungen.
  7. Neurologisch werden Schreibblockaden mit einer Fehlfunktion des Hirnlappens in Verbindung gebracht.
Ich mache mir Konzepte, in der Zwischenzeit. Habe ich früher nie gemacht. Jetzt mache ich es so genau, dass man es fast als krankhaft bezeichnen kann :-D Zu jeder Person wird jedes kleinste Detail aufgeschrieben, ich schreibe und schreibe, was passieren wird und wann, ich tausche immer und immer wieder, bis ich die richtige Reihenfolge habe. Nummer eins wird also ad acta gelegt.
Zweitens... Ich habe hohe Ansprüche an mich, das stimmt und ich will einen fehlerfreien und perfekten Text abliefern, am liebsten auch sofort, denn Überarbeiten hasse ich. Aber ich weiß, dass meine Texte gut sind und da ich immer dazusage, dass sie unkorrigiert und unlektoriert sind, bevor ich sie weitergebe, mache ich mir darum auch keine Gedanken. Fehler schleichen sich ein, das passiert und egal, wie perfekt mein Text ist, so wird er doch irgendeinem nicht gefallen. Wenn er mir gefällt, ist doch alles okay, oder?
Punkt drei kann zumindest bei einem der drei Manuskripte durchaus ein Grund sein, da jedoch auch genau das dasjenige ist, bei dem ich mir das Konzept gemacht habe, ist dieser Punkt unwahrscheinlich, denn eigentlich muss ich nur noch einen roten Faden abarbeiten und ausformulieren. Die Geschichte an sich gibt es schon. Selten bei mir, kommt aber durchaus vor.
Am wahrscheinlichsten ist wohl Nummer 4. Es ist viel, was ich im Kopf habe und viel, was aufgeschrieben werden will, obwohl mich das nie abgeschreckt hat. Warum also jetzt?
Ich habe weder einen Professor, noch einen kritischen Leser, vor welchem ich mich fürchten müsste, außerdem hat mich das auch nie interessiert. Ich verdiene kein Geld mit meinen Büchern, ohne welches ich nicht auch Leben könnte. Das Schreiben ist nicht mein Hauptberuf und das wird es nie sein, denn ich schreibe für mich, weshalb meine Texte nicht in den Augen anderer perfekt zu sein haben.
Ich habe ganze Deutschklausuren in weniger als der Hälfte der vorgegebenen Zeit geschrieben, ohne mich darum zu scheren, ob sie perfekt sind und was mein Deutschlehrer davon hält. Weil ich es konnte und es für mich kein Problem war. Das sollte es auch bei meinen Texten nicht sein.
Die letzten beiden Punkte schließe ich ebenfalls aus, einfach, weil ich davon ausgehe, dass sich das auch anderweitig bemerkbar machen würde :-D

Ich habe jetzt so viel Zeit, wie noch nie, um zu schreiben. Wieso also will es nicht klappen? Vielleicht, weil genau das der Grund ist. Ich habe es mir vorgenommen und jetzt klappt es nicht mehr. Manchmal werde ich gefragt, was für mich wichtiger war: Schule oder Schreiben. Schreiben. Ganz klar. Und nicht nur ein Mal ist die Schule dadurch vielleicht etwas zu kurz gekommen. Vielleicht war es eine Vermeidunghandlung: Ich habe etwas wichtigeres zu tun, etwas, was mir mehr Spaß macht. Andere Putzen oder machen Sport, um nicht lernen zu müssen. Ich schreibe. Kein Wunder, dass mir während dem schriftlichen Abitur massenweise Ideen gekommen sind :-)
Ich habe  noch gut drei Wochen, bevor die endlose Zeit wieder vorbei ist und ich weiß nicht, ob ich bis dahin noch etwas aufs Papier bringe. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist das Schreiben tatsächlich etwas gewesen, was ich nur während meiner Schulzeit getan habe, um mich abzulenken. Eines Tages jedoch wird der Stress wieder losgehen und wenn ich etwas Glück habe, ist dann auch meine Schreibblockade zu Ende.
Mit dem Schreiben dieses Blogartikels habe ich schon einmal einen kleinen Riss in die Mauer gerissen, als welche sich die Schreibblockade vor mir aufbaut. Wer weiß, wann sie brechen wird, und dann werde ich auf jeden Fall wieder los schreiben, denn dieses Phänomen gibt es bei mir durchaus auch: Schreibzwänge hatte ich beispielsweise letztes Jahr um die Zeit und kurz vor dem schriftlichen Abitur. Das war einer der Momente, an die ich gerne zurückdenke, wenn mich jemand fragt, ob das Schreiben oder die Schule für mich an erster Stelle stehen.

Kleiner Fun-Fact am Rande: Sogar Tolkin, Hemingway und Kafka hatten Schreibblockaden. Es ist also durchaus kein neues Phänomen oder etwas, was nur bei mir auftritt. Die Autoren unter uns wissen Bescheid ;-)
Mit diesem Wissen kann ich mich jetzt in Ruhe von euch verabschieden und zusehen, wie mein neuer Blogartikel in die weiten des Internets flattert, mit dem Wissen, heute wieder etwas geschafft zu haben!

Eure Enya

    Keine Kommentare:

    Kommentar veröffentlichen